Sonntag, 18. September 2011

Tag 137.

Wir sitzen wieder in Santiago, vor zwei Stunden sind wir mit dem Bus von Muxía hier angekommen.

Die letzten drei Tage waren noch einmal sehr hart. Das Gehen war anstrengend, aber die Mühen haben sich gelohnt.
Vorgestern haben wir den Sonnenuntergang am Ende der Welt, am Kap Finisterra, genossen.
Leider war das Vergnügen ein wenig durch die "netten" Menschen getrübt, die gemeint haben, ihre Synthetik-Wäsche dort verbrennen zu müssen.

Liebe Leute: Das Kap ist KEINE Müllverbrennungsanlage und auch KEINE Sondermüllsammelstelle.
In Rücksicht auf die Natur und auf die anderen Menschen dort, die das Ambiente genieszen wollen: Bitte verbrennt Eure Kleidung NICHT sondert entsorgt sie sinnvoll...

In Muxía durften wir noch nach den letzten 31 Kilometern den Abend auf den Felsen in der Brandung genieszen. Es war wunderschön. :)
Wir haben die Gebete, die wir in Le Puy mitgenommen und in Santiago vorgebracht haben, verbrannt (natürlich aus Papier und das war dann auch gleich weg und hat nicht gekokelt und gestunken :P) und haben unsere Füsze im kalten Atlantik gebadet.


Unser Zug in Richtung Heimat geht um 13.55.
Wir waren noch Frühstücken und ein bisschen shoppen und jetzt warten wir nur noch auf die Rückfahrt.


Das war es also, das "Abenteuer" Jakobsweg.
Wir melden uns noch einmal von zu Hause aus, um ein bisschen Résumé zu ziehen und alles noch einmal aufzuarbeiten.

Danke, dass Ihr bis jetzt unsere Reise verfolgt habt :)



Ultreïa.
Nach dem Weg ist vor dem Weg? Mal sehen...

Bis in Bälde :)
J&J

Mittwoch, 14. September 2011

Tag 133.

Nach einer nicht ganz so langen Nacht sind wir heute bei strahlendem Sonnenschein in Richtung Finisterra aufgebrochen.
Problem Nummero 1: finde in Santiago ein Cafe oder eine Bar, die um 8 Uhr geöffnet hat und auch noch etwas Essbares anbietet.
Nach ein bisschen Suchen ist uns das zumindest gelungen.
Problem Nummero 2: finde einen Briefkasten in Santiago.
Aber nach ca. 10 minütigem Marsch hat sich auch das erledigt, also auf ans Ende der Welt und weg von diesen vielen Menschen!

Es war recht warm und der Weg wunderschön. Endlich wieder alleine :)

In einem Cafe haben wir die vier Österreicher aus Bad Vöslau wiedergetroffen, die wir gestern im Pilgerbüro kennengelernt haben.

Erkenntnis des heutigen Tages: mit einem Damenspitz nach einem großen Radler geht die Jacky sehr schnell den Berg hinauf :)
Jimmy will mir in Zukunft während des Gehens keinen Radler mehr gönnen :( Also bitte: ein Aufruf an alle, die mich lieb haben: HALTET IHN AUF!!! :D

Nach 22 Kilometern sind wir also jetzt in Negreira in einer privaten Albergue. Privat (und somit auch teurer, heißt 12€/Person, aber mit Bettzeug und Handtuch (wahhhhhhhh da beginnen Pilger wie wir fast zum Heulen, wenn wir sowas bekommen :´) )), weil wir Wäsche waschen (mit einer Waschmaschine) und kochen wollen und in der günstigen Albergue um 5€ weder das eine noch das andere möglich ist.

Morgen gehen wir dann nach Olveiroa und dann übermorgen nach Finisterra.
Und dann sind wir ja eigentlich schon wieder daheim.

Meine Kamera funktioniert zum Glück noch brav, auch wenn sich das Objektiv nicht mehr ganz schließen lässt.

Noch was?
Ach ja, danke für die vielen Glückwünsche :)
Wir gehen davon aus, dass wir mit Champagner und großer Party in Gänserndorf von Euch erwartet werden und Ihr uns zu Füßen liegen werdet, in Anbetracht unserer immensen Leistung... muahaha.

*räusper*, so genug Blödsinn geredet. Vielleicht doch kein Bier mehr für mich...


Euch allen noch einen schönen Nachmittag bzw. Abend und wir melden uns bald wieder :)

LieGrü
J&J
(heute mal wieder mit deutscher Tastatur...)

Dienstag, 13. September 2011

Tag 132.

Heute um 09:30 haben wir den Platzt vor der Kathedrale in Santiago erreicht.
Mit gemischten Gefühlen.

Die Stadt war noch recht leer, wenige Pilger und Touristen unterwegs und alle Cafés geschlossen oder ohne Essen.

Wir waren dann im Pilgerbüro um uns unsere "Compostela" ausstellen zu lassen, die Urkunde, die bezeugt, dass wir den Weg zu Fusz zurückgelegt haben.
Der Mitarbeiter war von unserem Pilgerpass (der ja aus 6 Pilgerpässen besteht) und von unserem Weg so begeistert, dass er mit unserem gut 3 Meter langem Dokument durch das Büro gewandert ist um es den anderen zu zeigen...
Jetzt haben wir also den offiziellen Wisch für unsere Klowand ;)

Aus der Pilgermesse um 12 Uhr sind wir dann vorzeitig geflüchtet.
Diese riesige Kathedrale war gestopft voll, Touristengruppen haben sich aneinander gedrängt, die Schlange an der Statue des Heiligen Jakobus elends lang.
Es war furchtbar und kein würdiger Abschluss für diese Reise :(

Deswegen haben wir uns auf die Suche nach einer passenden (und möglichst günstigen) Unterkunft gemacht. Ist ja nicht ganz so einfach, hier in der Touri-Hochburg.
Und plötzlich läuft uns eine kleine alte Spanierin vor der Touristen-Info fast über den Haufen und teilt uns mit wilden Gesten mit, dass, wenn wir ein Zimmer suchen, mit ihr mitkommen sollen.
Tja und jetzt haben wir ein Zimmer um 25€. Über die Touri-Info hätten wir das glaub ich nie gefunden. :) Ein Zeichen, dass es richtig war, die Messe zu verlassen?

Nach Essenssuche und Bahnhofsbesuch zwecks Ticketkauf für unsere Heimfahrt am 18. haben wir uns noch einmal in die Kathedrale begeben um in aller Ruhe dem Heiligen gegenüberzutreten.

Und jetzt überlegen wir, wo wir was essen.
Die Infos für den Weg, den wir die nächsten vier Tage noch nach Finisterra (also das Ende der Welt) und Muxía gehen werden, geholt und jetzt diesen Blogeintrag verfasst.


Danke für die viele Unterstützung, die wir von Euch daheim bekommen haben.
Danke an diejenigen, die an uns geglaubt haben. Wir waren uns ja bis zum Schluss selbst nicht sicher, ob wir es schaffen werden.
Und ja, wir haben uns noch immer lieb, können uns noch immer in die Augen schauen und miteinander reden. Und das nach 3300 Kilometern und 4,5 Monaten, die wir gemeinsam verbracht haben :)


Aber: der Weg ist das Ziel.
Also: Ultreïa y suseïa.
Weiter an das Ende der Welt :)

J&J

Montag, 12. September 2011

Tag 131.

Wir sind in Monte do Gozo, 5 Kilometer von der Kathedrale in Santiago entfernt, auf die wir heute schon von dem Hügel, auf dem wir uns befinden, einen Blick werfen konnten.

Wie die Pilger im Mittelalter schlafen wir heute hier, auf dem letzten Hügel vor Santiago. Früher haben sie sich hier gewaschen (war damals ja doch nicht üblich ;) ) und ja, das haben wir heute auch schon erledigt.
Aber auch in der Messe waren wir, insgesamt 7 Pilger und zwei Einheimische, und haben noch ein letztes Mal den Pilgersegen empfangen. Vom Pfarrer in Gänserndorf haben wir ihn das erste Mal am 30. April empfangen.

Unglaublich. Morgen sind wir also da.

So nervig und fuchtbar wir auch vieles empfunden haben, so war der erste Blick auf Santiago heute Nachmittag doch mit Wehmut verbunden.

Mittlerweile beschäftigen uns schon wieder die Probleme, die wir daheim haben werden.


Aber erst einmal ankommen.

J&J

... und noch 5 Kilometer nach Santiago.

Samstag, 10. September 2011

Tag 129.

Ribadiso. Wir sind eigentlich nur noch 2 Tage von unserem Ziel entfernt.
Um die 3260 Kilometer haben wir in den letzten 4,5 Monaten zurückgelegt. Und jetzt sind wir fast an unserem Ziel angekommen.

In den letzten Tagen seit Sarria sind unheimlich viele Touristen (von uns "liebevoll" PSM genannt = Peregrinos sin mochila, also: Pilger ohne Rucksack).
Das sind Menschen, die hier die letzten 100 Kilometer zu Fusz gehen (oder auch nicht) um in Santiago die "Compostela" zu erhalten. Das ist die Urkunde, die bezeugt, dass man zu Fusz oder mit dem Rad nach Santiago gepilgert ist. Und damit man die bekommt muss man als Fuszpilger die letzten 100 Kilometer gehen.
Da sind also riesige Gruppen von Engländern oder Franzosen oder Spaniern unterwegs, die laut gackernd, mit ihren 5-Liter-Tagesrucksäcken den Weg entlangmarschieren, zu fünft nebeneinander und alles niedermähen, was ihnen in den Weg kommt. Eine überdimensionale Jakobsmuschel wird ,meist deutlich sichtbar für alle anderen, um den Hals oder an dem Minirucksack getragen und der Pilgerausweis in einem Plastiketui ebenda transportiert.
Das ist er also: der Pilger.

Wir sind also anscheinend keine Jakobspilger. Wir haben nämlich keine Merchandise-Artikel des Weges an uns herumbaumeln und mit Rucksack und groszen Pilgerstab kommt man sich auch direkt komisch neben all den richtigen Pilgern vor...

Das also unsere Probleme des Weges.
Aber nur noch 39 Kilometer, dann haben wir es geschafft.
Den meisten "Pilgern" werden wir die nächsten Tage aus dem Weg gehen, da sie andere Etappen gehen als wir.

Liebe Grüsze an Euch,
wir sehen uns jetzt wirklich bald wieder :)
J&J

... und noch 3 Tage bis Santiago...

Mittwoch, 7. September 2011

... Tag 126...

und wir melden uns aus Sarria.
Eigentlich wollten wir ja heute noch 5 Kilometer weiter gehen, aber als wir in Sarria in einer Bar gesessen sind und unser Bocadillo mit Tortilla de Patata gegessen haben, dazu natürlich unser zwei Cervecas con Limon getrunken, hat es mich einfach nicht gefreut weiter zu gehen und deshalb sind wir hier geblieben.
Wir genieszen den Luxus eines Gartens und einer Herberge in einem uralten Haus. Das Dachgeschosz ist... urig :) Ob ein Statiker heute noch die Baumstämme und Äste als Tram und Dachträger durchgehen lassen würde, ist fraglich, aber der eingerichtete Salon ist grandios. Am Liebsten würde ich ja die Möbel mitgehen lassen... Aber wer trägt die für mich? ;(

Wir sind heute leider auch viel zu spät gestartet... erst um halb 9. Weil wir nämlich aktuell das Glück haben in Spätaufsteher-Zimmer zu kommen :)

Und ein paar "Dörfer" (falls es denn welche waren) sind hier ziemlich gruselig.
Sie bestehen nur aus ein paar Häusern, von denen ein oder zwei noch bewohnt sind, die Straszen sind nicht befestig und der Misthaufen ist direkt vor der Haustüre. Wenn man den Mist dort hinbringen will, muss man erst durch Kuhmist gehen.
Irgendwie ist das ja unheimlich idyllisch, auszer den 2 Bewohnern (und den hunderten Pilgern) ist da ja niemand, aber ob das wirklich ein schönes Leben ist, so weit weg von allem? Wahrscheinlich schon, auch wenn das für mich nix wär...

Na gut, soweit heute von uns.

Liebste Grüsze von den heute nicht ganz so viel nörgelnden
J&J


... und noch 6 Tage bis Santiago...

Dienstag, 6. September 2011

Tag 125.

...und es geht weiter, immer weiter.
Die letzten Tage hatten wir Probleme mit dem Internet, deswegen keine Posts.

Und ein groszes Danke an unsere Freunde, Bekannten und Kollegen daheim, die sich immer wieder bei uns melden :) Das hilft uns hier doch, auch bei den zum Teil nicht ganz so schönen Momenten, die letzten 130 Kilometer noch weiterzugehen...


Gestern sind wir allen Ernstes über die Galizische Grenze gegangen. Da war er also, der Kilometerstein 152.5.
Und dann waren wir in O Cebreiro, das vollgestopft war mit englischen und französischen Bustouristen vollgestopft, das Merchandising zur Vollendung gebracht... Wunderbar...

Wir freuen uns wirklich schon auf daheim, auch, wenn wir viel Angst davor haben, wie es uns da gehen wird.
Aber am 22. September wird uns Gänserndorf wahrscheinlich wieder haben... Falls es wahr ist und wir das Rescue Me besuchen wollen ;)


Übrigens an dieser Stelle: GRATULATION, Mamsch, zu 2 Wochen rauchfrei :) Wir sind stolz auf Dich! :))


So und jetzt wieder zu uns.
Wir werden die letzten 6 verbleibenden Tage in aller Ruhe noch genieszen und nicht mehr als 24 Kilometer gehen.
Heute sind wir nach 22 Kilometern in Triacastela angekommen und morgen werden wir entweder nach Sarria oder Barbadelos gehen, mal sehen, wie es uns gefällt.

Und auf dem Weg gibt es aktuell kein Bettwanzenproblem, sondern eine Floh-Seuche. Gestern haben wir sie wieder erwischt und sie gehen dieses Mal auf mich :/
Aber auch das werden wir überleben...
Heute ist die ganze Wäsche gewaschen worden und hoffentlich sind wir die lieben Viecher wieder los...


Liebe Grüsze noch an alle :)
J&J

Samstag, 3. September 2011

Tag 122.

Heute ein "Hallo" aus Ponferrada.
Eigentlich hätten wir ja um einiges weiter gehen wollen, aber ich war so fertig und müde, dass wir nach nur 17 KM hier aufgehört haben und das, obwohl das Wetter so gut war :/ Morgen haben wir wahrscheinlich wieder eine Schweinehitze... aber was solls...

Jimmy hat gestern in der Herberge zufällig einen Flyer von einem italienischen Restaurant hier in Ponferrade gefunden, das Pilgermenüs anbietet. Vor Ort sieht man davon nix, man muss extra fragen gehen.
Und dank meinem Mann haben wir heute zu Mittage megalecker Menü gegessen. Und der Kellner hat Trinkgeld bekommen, obwohl er kein einziges Mal gegrinst hat :9

Die "Pilger" (so es denn welche sind), benehmen sich hier wie die wilden Tiere.
Unsere Herberge hat 180 (!!!) Betten, wir waren vielleicht 15 Leute und die haben sich wie die irren um die Plätze angestellt... Naja, wers braucht...


Wir melden uns wieder.
Hoffentlich mit erfreulicheren Nachrichten von den Mitmenschen ;)

LieGrü
J&J

PS: Danke übrigens Lene, für die Erinnerung an frische, gut riechende Unterwäsche. Schön langsam vermisse ich die nämlich wirklich ;)
Österreich, bald hast du uns wieder...


Also noch 10 Tage nach Santiago...

Freitag, 2. September 2011

Tag 121.

Gestern sind wir fast den ganzen Tag durch den Regen gegangen und trotzdem war es nicht angenehm :(
Nie kann es uns das Wetter recht machen... :P

Kurz vor Astorga haben wir eine unglaublich herzige Spanierin am Wegesrand getroffen, die dem Wetter zum Trotz (Windböen und starker Regen) gratis den Pilgern Getränke und kleine Imbisse ausgegeben... Warum? Weil wir alle Götter sind und sie das aus Liebe zu den Göttern macht... :)

Geschlafen haben wir dann in Santa Catalina in einer sehr schönen, modernen Herberge. Warum auch immer, sind fast alle anderen Pilger noch weiter gegangen. Wir haben die Herberge zu fünft bewohnt...

Und heute sind wir nach wechselhaftem Wetter in El Acebo angekommen.
Die Landschaft hat sich gestern Abend schlagartig geändert. Rundherum ist es wieder bergig und alles mit Wäldern bewachsen. Wir kommen also langsam in die Nähe von Galicien.
Kurz vor dem höchsten Punkt Spaniens (und dem höchsten seit dem Arlberg... :P) waren wir in der "Tempelritter-Herberge". Ich habe einen Tee getrunken und wir haben neben dem "normalen" Pilgerstempel auch eine kleine Besonderheit bekommen :) Weil wir nämlich mehr als 1000 KM zu seinem Haus gegangen sind, haben wir einen Spezialstempel bekommen :) Sehr geniale Sache, auch, wenn es nur ein Stempel ist :)

Ob wir morgen nur bis Ponferrada gehen oder weiter, entscheiden wir morgen spontan. Je nachdem, wie das Wetter mitspielt und wie es uns geht.

Also heute geht es uns gut. Wir haben uns (das erste Mal seit irgendwo in der Mitte von Frankreich) ein Doppelzimmer in der Herberge um 20€ gegönnt. Und das haben wir uns verdient, finden wir :P


Wir melden uns dann bald wieder bei Euch...


Ultreïa, immer weiter, weiter nach Santiago :)

J&J